Impuls aus dem Gemeindebrief

St.-Georgs-Kirchengemeinde, Sottrum, 07. Juni 2024

»Geh aus, mein Herz, und suche Freud!«

In der Sottrumer Friedhofskapelle liegen Liederhefte, in denen wir einige Strophen von »Geh aus, mein Herz, und suche Freud« extra haben einfügen lassen, weil wir den Wünschen der Trauernden entgegenkommen möchten.


Obwohl ja die erste Strophe dazu im Widerspruch zu stehen scheint: Eine Beerdigung ist kein fröhlicher Anlass. Da geht kein Herz aus, Freude zu suchen.

Der Dichter Paul Gerhardt hat das Lied 1653 verfasst. Schon seit Jahrhunderten wird es in protestantischen Gemeinden gesungen. Viele ältere Menschen kennen die ersten Strophen auswendig. »Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerszeit …«, »Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub mit einem grünen Kleide; …« – 15 Strophen umfasst das Lied im Ganzen.

Der Text jenseits der vierten Strophe ist weniger bekannt. Das Sommerlied nimmt zur Mitte hin eine erstaunliche Wendung:

»Ach, denk ich, bist du hier so schön
und lässt du’s uns so lieblich gehen
auf dieser armen Erden: was will doch
wohl nach dieser Welt dort in dem reichen
Himmelszelt und güldnen Schlosse werden!«

(Evangelisches Gesangbuch 503, Strophe 9).

Der Blick wendet sich vom zeitlich Vergänglichen – den Bäumen voller Laub, der Blütenpracht mit Narzissen und Tulpen – zum ewig Unvergänglichen:
»O wär ich da! O stünd ich schon, ach süßer Gott, vor deinem Thron…« (Strophe 11).

Die erfahrbare Welt als Vorgeschmack der Ewigkeit: Paul Gerhardt zeigt uns eine belebte Sommerlandschaft mit bunten Blumen, grünen Bäumen, singenden Vögeln, rauschenden Bächen, um das Herz vorzubereiten auf eine Steigerung: Wenn das Leben am schönsten ist, dann lässt sich eine sanfte Ahnung dessen gewinnen, wie es einst sein wird am Ende der Zeiten, wenn Gottes Ewigkeit angebrochen ist.

Das Lied passt sehr gut bei Beerdigungen. Gerade beim Abschied von einem geliebten Menschen ist es naheliegend, auf ein Wiedersehen zu hoffen, auf eine Begegnung unter glücklicheren Umständen, an einem Ort, wo es nie wieder eine Trennung geben möge. Angesichts des Grabes ist die Sehnsucht nach unvergänglichem Glück verständlich und einleuchtend.

Wer die 15 Strophen im Ganzen betrachtet, der macht eine Himmelsreise und kehrt wieder zurück ins irdisch Alltägliche. »Hilf mir und segne meinen Geist mit Segen, der vom Himmel fleußt … « (Strophe 13). Paul Gerhardt vermittelt mit dem Blick hinter die Dinge ein Gefühl für christliche Ethik. »Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum …« (Strophe 14).

Die letzten Verse widmen sich dem Alltäglichen in all seiner Vorläufigkeit unter dem Vorzeichen der Hoffnung, hier und heute etwas Gutes beitragen zu können, damit die Welt schon jetzt zu einem besseren Ort wird, durchsichtig für eine Steigerung zu ewigem Glück bei Gott.

»Erwähle mich zum Paradeis und lass mich bis zur letzten Reis
an Leib und Seele grünen, so will ich dir und deiner Ehr allein
und sonsten keinem mehr hier und dort ewig dienen …«
(Strophe 15).

Dass Sie in diesem Sommer viele schöne Erfahrungen machen, die ihre Hoffnung auf unvergängliches Glück bei Gott stärken, das wünsche ich Ihnen sehr!

Herzliche Grüße von Hilke Bauermeister,
Ihrer Pastorin aus der St.-Georgs-Gemeinde Sottrum

Pastorin Hilke Bauermeister
Kirchstraße 11
27367 Sottrum
Tel.: 04264-2089